Lächelnd folge ich C. durch die heißen Straßen von Jinghong. Wir haben uns frühzeitig aus dem Bett gequält, um den Markt in voller Blüte zu erleben. Obwohl es gerade 7 Uhr ist perlt uns der Schweiß von Stirn und Wirbelsäule. Meine Baumwollklamotten sind zu schwer und zu dick. Eine Jeans zu tragen, daran ist nicht zu denken. Die am Anfang meiner Reise eingepackten Seidenklamotten sind schon lange fadenscheinig geworden und letztendlich gerissen. Übrig bleiben nur ein Rock und ein gelb flatterndes Kleid. Optimal für einen Gammeltag, aber ein wenig auffällig bei einem Marktspaziergang bei dem es darum geht die „Locals“ in ihrem Element zu fotografieren. Eine Aufgabe die ich nur ungern übernehme, aber da ich die Bilder selber nicht verwerten werde, willige ich ein. Ich habe noch nicht vollständig verstanden, was meine Gastgeber sich von meiner Arbeit erhoffen, aber da sie es mir nicht erklären können, nehme ich an, sie wissen es selbst nicht. Also tue ich, was mir sinnvoll erscheint und hoffe, dass sie es verwerten können. Etwas anderes bleibt mir nicht übrig.
Es ist schön hier auf dem Markt in Jinghong. Allerdings unterscheidet er sich nicht maßgeblich von denen in Europa, Russland oder dem Rest der Welt. Es gibt einen Grundstock aus Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Zucchini, Auberginen und Petersilie, der überall auf der Welt gleich ist. Es werden Hühner und Fisch verkauft und hier außerdem noch Heuschrecken und Larven. Dann kommen all die Früchte, die es bei uns auch gibt, die hier allerdings anders aussehen: Pflaumen (sehen eher wie Kirschen aus), Rettiche (sind viel größer) und Orangen (viel kleiner als bei uns und haben eine grüne Schale). Dann gibt es noch die Früchte die ich noch nie zuvor gesehen habe: Durian, Jackfruit, Mangostinen, Drachenfrüchte, Schlangenfrüchte, usw. Es gibt vieles, das ich nicht zuordnen kann.
Es stehen vorwiegend Frauen beim Gemüse. Sowohl beim Verkaufen, als auch beim Kaufen. Sie tragen Slipper oder hohe Schuhe, einige fallen aus dem Modemagazin, andere aus dem Mülleimer. Wie überall auf der Welt sind Pflicht und Vergnügen nicht weit voneinander entfernt. Beim Fleisch ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichener. Hier fällt das Knochen trennende Beil in regelmäßigem Rhythmus auf das Schwein, das Huhn, das Schaf oder das Rind. Tok. Tok. Toktok. Es entsteht ein Rhythmus aus tausend Beilen, die auf weiches, blutiges Fleisch niedersausen. In einer Ecke liegt ein erlegtes Kalb, welches noch unberührt lieblos in der Ecke seine Zerlegung erwartet. Wären seine Hinterläufe nicht gebrochen, könnte man sich der Illusion hingeben, es wäre friedlich eingeschlafen. In einer anderen Ecke liegt ein ausgenommenes Schwein grotesk über das Moped gelegt. Wäre es lebendig, würde es in einen Kindercartoon passen in dieser Pose.
Hier auf dem Markt offenbart sich die grausame Realität des Fleischessens. Was viele europäische Reisende in China schockiert, erscheint mir logisch. Wer Fleisch isst, muss verstehen wie es zubereitet wird. Es ist nicht grausamer in China, nur haben sich die Menschen noch nicht so restlos daran gewöhnt, dass das Fleisch in Plastik verpackt und gut gewaschen aus der Gefriertruhe kommt. Es ist nicht säuberlich separiert und anonym. Eine Person zerlegt und verkauft das Tier mit fachmännischen Griffen vor den Augen der Käufer. C. und ich fotografieren was das Zeug hält. Als wir um kurz nach 8 Uhr fertig sind und uns auf den Heimweg machen, fühlt es sich an, als wären wir lange unterwegs gewesen. De facto war es nur eine gute Stunde.
Zurück im Hostel ziehen wir uns jeder in unsere Ecke zurück und beginnen die Bilder zu bearbeiten. Es ist eine friedliche und überraschend kühle Wohnung in der ansonsten stickigen Stadt.
C. und D. haben Jinghong zu ihrer Wahlheimat gemacht. Ursprünglich kommen sie beide aus komplett unterschiedlichen Ecken Chinas. C. kommt aus einem kleinen Dorf im Südwesten und D. aus Peking (obwohl ursprünglich zugehörig der mongolischen Minderheit). Gemeinsam haben sie in dieser kleinen aber feinen Stadt, die im ewigen Sommer lebt, ein Hostel gegründet. Es ist eine moderne, aus grauem Beton gegossene Wohnung, die mit drei Schlafsälen einem Doppelzimmer und einer großen Gemeinschaftsküche zum fröhlichen Zusammensein einlädt. Während meiner Zeit dort kommen einige Reisende, um dort zu schlafen, obwohl ich fernab der Saison, kurz vor der Regenzeit dort bin. Internationale Gäste gibt es keine.
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Die nächsten drei Wochen gibt es von mir keine Blogposts. Ich bin zu Besuch in Europa, bevor ich mich auf die letzte Strecke nach Australien mache. Genießt euren Sommer! Ich werde in Pizza, Eis und Wein schwelgen und die seltene Zeit mit meiner Familie ohne Internet in vollen Zügen genießen. xo
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Katharina (Friday, 29 June 2018 13:53)
Ich wünsche dir eine entspannte Zeit mit viel Gelato :-)
Bella (Friday, 29 June 2018 14:10)
Dankeschöns! ;-)
Elisabeth & Hartmut (Friday, 06 July 2018 12:01)
Liebe Bella, wir wünschen dir auch eine schöne Zeit mit deinen Eltern und Geschwistern. Weiterhin wünschen wir dir die richtigen Entscheidungen für deine neuen Pläne und einen guten Start in Australien. Lass es dir gut gehen!
Liebe Grüße aus Halle /S.
Bella (Friday, 06 July 2018 16:35)
Dankeschön Elisabeth und Hartmut! Liebe Grüße ins heimatliche Halle aus dem sonnigen Latium!