In Yazd war ich ziemlich fertig mit meinen Nerven. Hätte ich mich aus dem Iran herausbeamen können, hätte ich es gemacht. Aber da ich zu dem Zeitpunkt noch die Hoffnung hegte über Land durch Pakistan weiterreisen zu können, biss ich die Zähne zusammen und machte weiter. Ich hatte vor zu schreiben und irgendwie die letzte Nacht in Tehran zu vergessen.
Mein Aufenthalt in Yazd war geprägt von einer Aneinanderreihung von glücklichen Umständen. Ich traf nette andere Reisende, stieg in einem kleinen, aber feinen Hostel ab mit einer jungen und weiblichen Rezeptionistin, der ich nichts erklären musste. Sie wusste ziemlich genau, was ich in den letzten Wochen durchlebt hatte und gab mir ohne viel Aufhebens ein kleines Zweibettzimmer am Ende der Treppe, direkt am Ausgang zum Dach. Eine kleine Nische, in der ich mich alleine verkriechen konnte. Zwar ohne Tür, nur mit Vorhang, aber mit Steckdose. Hier konnte ich die Augen schließen, ohne mit halbem Ohr auf meine Mitbewohner hören zu müssen.
Das Hostel füllte sich am zweiten Tag mit Iranern. Normalerweise ist es Ihnen verboten in Hostels zu schlafen, aber aus uns unerfindlichen Gründen waren sie trotzdem da. Höchstwahrscheinlich Freunde des Besitzers oder ähnliches. Einer von ihnen, ein bei Couchsurfing bekannter Dieb. Von einem Tag auf den anderen war die Entspannung dahin.
Wir fuhren raus in die Wüste um den Paraglidern zuzuschauen und den Sonnenuntergang zu genießen. Ich lief ein wenig abseits, ließ die Zehen tanzen und hörte seit langem wieder einmal Musik in voller Lautstärke. An Tanzen ist im Iran nicht zu denken, da es selbst in den wenigen Momenten, in denen es einer Frau möglich ist das Tanzbein zu schwingen, immer eine Demonstration ihrer Reize ist. Es ist praktisch eine Hochzeitswerbeveranstaltung. Im Iran ist es ganz natürlich im Kreis herum zu stehen und zu klatschen, während ein oder zwei Menschen in der Mitte sich sinnlich verrenken. Das ständige Demonstrieren und Anpreisen der eigenen Fähigkeiten weckt in mir heftigen Ekel. Ich liebe es zu tanzen, jedoch mache ich das nicht für andere Menschen, sondern ausschließlich für mich selbst. Die auffordernden Rufe und Pfiffe der Umstehenden versetzen mich in rasende Wut. Mir scheint es nicht alleine so zu gehen. Auch viele der anderen westlichen Ausländer halten sich Abends beim kurzen aber lautstarken Tanz im Hintergrund.
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