STEINWALD

Der Steinwald reißt ein großes Loch in mein Budget. Ich habe ihn ziemlich sofort als „Schade, aber habe ich wohl verpasst“ verbucht. Aber durch N. wird ein Ausflug aus der Stadt dann doch möglich. Es ist einer der Ausflüge, die ich bitter bereue. Ich habe mich frühzeitig meinem Bauchgefühl folgend gegen Touristentouren entschieden und wurde später dann doch von den wunderschönen Fotos überzeugt. China ist eine Hochburg des kontrollierten Tourismus. Alles ist organisiert, überall muss man irgendwelche ungewünschten Gebühren zahlen, das Ticket an Orten kaufen, die Kilometer entfernt sind und am Ende bekommt man ein Disneylanderlebnis.

Der Steinwald ist ein bezaubernder Ort, der eine lange Geschichte hat und eine große Bedeutung für die hier ansässigen Minderheiten. Das war einmal ein sehr spiritueller Ort und die Vorstellung von dem, was hier einmal gewesen sein muss, ist herzzerbrechend. Heute tuckern auf den angelegten Wasserflächen Flöße mit Musikern herum. So wie in Disneyland verdient man hier sein täglich Brot im Kostüm. Allerdings sind das hier nicht irgendwelche Chinesen, sondern die sogenannten Minderheiten, die zum Vergnügen der chinesischen und internationalen Touristen ihre Kultur präsentieren.

Wie überall in China und in der Welt sterben diese Kulturen aus, weil die Jugend ihr Glück fernab der ritualisierten und ausgehöhlten Traditionen suchen. Es ist traurig, aber nicht durch Tourismus zu ändern. Wenn diese Kulturen noch gelebt werden, kann der Tourismus eine Lebensader sein, die unterstützt. Wenn sie jedoch in dieser Form nicht mehr gelebt werden, ist es ein Schauspiel, eine Farce. Es macht mich wütend, wenn ich dazu gezwungen werde Geld auszugeben, um belogen zu werden. Aber das ist Tourismus in China. Und somit treffe ich die Entscheidung mein Glück fernab der Touristenrouten zu suchen. Ich bereite mich vor auf drei Wochen in der Stadt Jinghong. Für China ist es fast ein Dorf, für mich ist sie so groß wie meine Heimatstadt und damit überschaubar.

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