Meine große Pause gehe ich langsam an. Veränderungen brauchen Zeit und ich habe gelernt, dass es dann schief geht, wenn ich mir nicht genug davon gebe. Also nehme ich das Tempo und den Druck raus. Ich beginne meine Arbeit als DemiPair, füge mich schnell ein in den neuen Alltag und tue erstmal nichts weiter.
Ich versuche anzukommen, aber das geht nur sehr langsam. Wenn etwas nicht klappt erschüttert es mich so, dass ich mich am liebsten in irgendeinem Loch verkriechen würde, weit ab von allem anderen. Manchmal fällt mir das Atmen schwer, andere Male macht mich mein Stillstand so nervös, dass ich zu langen Spaziergängen entlang der Küste aufbreche. Wenn mir dann der Wind das Haar aus dem Gesicht bläst und das Meer unter mir tost schaue ich stundenlang hinunter in das türkisblaue Ungestüm. Dem Pazifik ist die Zeit egal. Er steigt und er sinkt, er tost und er schweigt, seiner eigenen Uhr folgend.
Australien ist Europa in vielen Aspekten ähnlich, vor allem wenn man aus Asien hier ankommt und so wie ich schon lange in viel fremderen Kulturen existiert. Es ist ähnlich und gleichzeitig doch fundamental anders. Es dauert eine Weile, bis ich die Unterschiede in meinem Kopf sortiert bekomme. Genau genommen bin ich immer noch dabei. Der Prozess beginnt auf dem Gehweg (überhole ich links oder rechts?), und endet im Miteinander (meinen sie, was sie sagen oder sind sie nur höflich?). Die meisten Menschen verunsichern und irritieren mich. Woran ich mich bei den Briten gewöhnt habe, löst in mir einen tiefen Widerwillen aus bei den Australiern. Bis ich hier richtig ankomme, das wird noch ein bisschen dauern.
In der Natur ist vieles anders als daheim. Ich erkenne weder Pflanzen noch Tiere und das gibt mir ein Gefühl der Sicherheit. Ich bin im Ausland. Zwar kann ich die Sprache und sehe so aus wie die meisten Menschen um mich herum, dennoch bin ich im Ausland.
Da ich mich vorerst nicht weiter bewegen und wahrscheinlich hier in Sydney bleiben werde, wird sich dieser Blog ein wenig ändern. Ich werde nur noch einmal die Woche oder vielleicht nur alle zwei Wochen einen neuen Blogpost veröffentlichen. Mein Fokus verlagert sich weg vom Erleben, hin zum Geld verdienen, ganz analog. Der Blog wird zum Hobby und ich könnte mir vorstellen, dass ihm das gut tut. Ich möchte mir mehr Zeit nehmen für das Schreiben einzelner Artikel, mehr denken und größere Sprünge wagen. Luft holen. Eine große Pause, ohne tatsächlich aufzuhören. Eine Pause vom Druck, vom Weiterziehen, aber keine Pause von dem was mir Freude bereitet, dem Schreiben und Fotografieren.
Danke, dass ihr so lange mitgelesen habt. Ich komme an für eine Weile, aber meine Reise ist noch nicht vorbei. Das ist nicht das Ende, nur die große Reisepause.
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Katharina (Monday, 22 October 2018 23:31)
Yeah :-) Ich bin gespannt, wie es weiter geht!