DER NORDEN (ODER CHIANG KHONG, CHIANG RAI & CHIANG MAI)

English text
Der lokale Bus, von Chiang Khong nach Chiang Rai, Thailand

Dies ist das erste Mal, dass ich in einem Text über drei Städte schreibe. Ich bin mir sicher, es gibt Menschen, die besondere Dinge in diesen Orten erlebt haben. Nur ich eben nicht. Ich fand sie furchtbar langweilig. Wie überall in Süd-Ostasien gibt es auch in jedem dieser Städte einen Nachtmarkt und ein paar Tempel. In Chiang Rai steht sogar der vielleicht schönste Tempel Thailands, und auch der konnte mich nicht aus meiner Lethargie katapultieren. Das schlimmste jedoch waren die weißen Touristen. Hier gibt es überall Achtzehnjährige die entweder Oberkörperfrei oder in Spagetti-Top und Minirock herumspringen, sowie weiße Männer jenseits der Midlifecrisis die nach jungen asiatischen Ärschen greifen. Sie ziehen Masseusen in ihren Schoß, die dann entrüstet und schreiend aufspringen, um dann einen ordentlichen Klaps auf den Po zu fangen. Als hätten sie noch nicht deutlich genug gemacht, dass sie sich dass verbitten. Meistens verschwinden dann die jugendlichen Kolleginnen in den Hinterraum und ein älteres Modell übernimmt. Solche Beobachtungen erinnern mich an meine bitteren Erfahrungen im Iran und übel wird mir bei den Diskussionen, die ich geführt habe mit Männern, die meinten so etwas gäbe es „bei uns“ nicht. Ich schäme mich in Grund und Boden für meine Landsleute. Sie zeigen hier ihr furchtbarstes Gesicht, weil die Gesetze so offensichtlich nicht für sie gelten. Weil sie glauben, wenn es nicht verboten ist, dann ist es erlaubt. Weil sie mit Scheuklappen herumrennen und ihr Bier trinken, ohne zu registrieren wie die Einheimischen leben.

Chiang Rai, Thailand

Die negativen Aspekte bohren sich wie Dornen in meine Augen und mir fällt es immer schwerer positive Impulse wahrzunehmen. Das hat bestimmt viel mit mir selbst zu tun, denn ich verdaue noch immer die Entscheidung nach Australien zu fliegen. Allerdings merke ich hier deutlich, dass ich das Inselleben im Süden Thailands nicht anders erleben werde. Die Mülltrennung funktioniert schon auf dem Festland nicht, wie soll das erst auf den Inseln sein, wo alles Essbare in Plastik gepackt auf die Inseln geschifft oder geflogen wird? Da habe ich keine Lust dazu und das ist in Ordnung. Vielleicht hat so ein Flug auch seine guten Seiten?

Chiang Rai, Thailand

Reisen in Thailand ist einfach. Überall gibt es Hostels, Nachtmärkte und Leckereien von Straßenständen. Alles nach dem Motto einfach, aber gut. Das Essen schmeckt überall gleich, weil generell Fertigsaucen verwendet werden und krank wird man davon auch nicht, es wird schließlich heiß genug erhitzt. Hier kann ich endlich wieder Cola mit Eis trinken und von jedem Imbiss Köstlichkeiten probieren. Was zunächst eine Erleichterung ist, wird schnell langweilig. Immer wenn ich zur Abwechslung mal ein italienisches Nudelgericht probiere ist es so furchtbar, dass ich aufhöre aus Freude zu essen. In meinem Budget liegen nur die immer gleichen lokalen Köstlichkeiten. Es relativiert sich so gut wie alles, was ich von anderen Reisenden über Thailand gehört habe.

Der Buddhismus wird anders gelebt als in Nepal und Tibet, aber im Kern ist es sehr ähnlich. Die Tempel sind meistens aus dem Beton gebaut, aus dem auch die Häuser gebaut sind. Obwohl die Tempel aufwendig geschmückt sind, finde ich selten Beispiele, die mich kunsthandwerklich beeindrucken. Ich habe einfach schon zu viel gesehen und es wird höchste Zeit, dass sich das Erlebte setzen kann.

Freunde von mir haben Thailand mit einem Mietauto bereist und haben so viel spannendere Einblicke gewinnen können. Mir ist klar, dass das hier nichts Generelles ist, aber mein Fall ist diese Ecke Asiens überhaupt nicht. Schuld daran ist natürlich nicht nur das Essen, sondern auch das Klima. Es ist für mich einfach zu heiß. Ich liebe Strände, im Winter. Im Sommer ist die Sonne, das Salzwasser und der Strand bei geringem Budget Folter. (Natürlich nicht, wenn man vom klimatisierten Bungalow mit Dusche auf den Strand fällt. Aber so sieht meine Realität schon länger nicht mehr aus.)

Altarblumen, Chiang Rai, Thailand

Eine tolle Sache nehme ich jedoch aus dieser Ecke der Welt mit. Sepak Takraw. Der coolste Sport den ich jemals gesehen habe. In Chiang Khong laufe ich an einer Gruppe von sechs jungen Männern vorbei, die unter dem Portrait des Königs einen Ball über das Netz kicken. Es sieht aus wie eine Kombination aus Fußball, Volleyball und Badminton. Es ist natürlich etwas ganz eigenes und wird seid dem 15.ten Jahrhundert in Laos, Malaysia, Thailand, Vietnam, Myanmar und Indonesien gespielt. Man hofft, dass es 2022 eine olympische Disziplin wird. Die Spieler sind eher Tänzer als Fußballspieler und auch der Ball ist ein anderer. Schaut es euch an, mich hat es umgehauen.

 

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