(Drei Monate später)
Wie Yoda sitze ich auf der grünen Ledercouch. Stundenlang. Nichts bewegt sich. Der Kater kuschelt sich schnurrend gegen meinen Oberschenkel. Ich habe ihn liebgewonnen. Mir geht es gut im Stillstand.
Einer der Gründe, warum ich die Frequenz der Posts drastisch gedrosselt habe war, dass ich vor allem Negatives zu berichten habe. Australien ist nicht mein Ding. Mein Widerwille fühlt sich absolut an. Als würde er sich nie ändern. Er ist subjektiv gefärbt von meinen ganz persönlichen Werten, die ich hier nirgendwo reflektiert sehe und meiner Abneigung gegen den australischen Humor.
Ich bin so lange gereist, dass es für mich nichts schöneres gibt, als die Erinnerung an das Ankommen, das Dazugehören. Ich weiß, wie es sich anfühlt, aber nicht, wie ich es rekreieren kann. Ich bin schon seit fünf Monaten in Sydney angekommen und doch dauert es, bis ich meinen Platz hier gefunden habe. Ich habe mich bei meinem Job und meiner WG eingelebt, kenne mich halbwegs in der Stadt aus und trotzdem bin ich nur zu Besuch. Ich bin auf gutem Weg, aber eben noch nicht da. Es dauert lange, das Ankommen (und wahrscheinlich muss ich mich noch viel länger gedulden).
Das Leben in Australien ist hart und rücksichtslos. Gleichgültig wie reich man ist, leben die meisten Menschen am Rande ihrer finanziellen Möglichkeiten. Hier zahlt man immer zu viel. Alles ist zu teuer, jeder muss den maximalen Gewinn rausschlagen, um zu überleben. Man bezahlt nie den tatsächlichen Preis, die Gewinnmarge ist drei bis viermal so hoch wie in Europa. Selbst schlechte Qualität wird für horrende Preise verkauft. Neben Produkten ist jedes Erlebnis mit einem hohen Preisschild versehen. Am Ende zählt auch bei persönlichen Kontakten häufig nur eines: das Geld. Um Geld zu bekommen ist es moralisch vertretbar, alles zu tun was man kann. Häufig komme ich in Situationen, die mich sprachlos zurück lassen.
Mein australisches Familienleben ist dem von zu Hause ziemlich ähnlich. Die Familie bei der ich lebe wohnt in einem guten Viertel, fünf Minuten vom Meer und zehn Minuten von den Superreichen entfernt. Arm ist hier niemand. Man legt Wert auf gutes Essen und gute Manieren und ich komme einige Male in die Situation, dass ich bestürzt erkennen muss, dass ich einerseits die Höflichkeitsparameter nicht verstehe und andererseits einige meiner Manieren auf dem zweijährigen Weg durch Asien verlegt habe.