BANGKOK – BOXEN UND ENTSPANNUNG

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Chinatown in Bangkok, Thailand

In Bangkok angekommen habe ich mal wieder richtig Glück. Ich lande in einem netten Hostel, das von einem Franzosen geführt wird. Zum Frühstück gibt es Baguette (echtes Baguette gemacht in Bangkok vom einzigen japanischen Bäcker der Stadt), French Toast, Ei im Toast und Cornflakes. Das beste Frühstück, das ich im vergangenen Jahr gegessen habe. Oh, wie habe ich Brot vermisst! Nicht immer nur den endlosen Reis oder die asiatischen Nudeln, nein, knisterndes, zischendes, knuspriges Baguette. Einfach gut. Obwohl bei Booking.com einige negative Kommentare stehen, beziehen die sich auf den Besitzer, einen Franzosen. Obwohl er schon seit über zwanzig Jahren in Bangkok lebt, ist er zuweilen immer noch ein unfreundlicher, arroganter französischer Mann, super nett und interessant, aber eben Franzose. Für einen Briten oder einen Australier, der nicht weiß wie man die Rüffel eines Franzosen einsteckt, unmöglich. Mich beeindrucken grantige Franzosen schon lange nicht mehr und somit verlebe ich eine wunderbare Zeit.

Der Zufall will es, dass direkt im Hostel nebenan ein Freund, den ich in Nepal im Kloster kennengelernt habe, unterkommt. Er ist auf dem Weg in den Norden, bevor es zurück nach Europa geht. Ich bin unterwegs in den Süden bevor es auch für mich zurück gen Europa geht, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Er nimmt mich mit zum Thaiboxen. Alleine hätte ich mir das nie angeschaut. Aber es ist tatsächlich beeindruckend. Was im TV schon hart wirkt, ist in der Realität noch viel härter. Es ist gruselig, wie viel durch die Kamera verharmlost wird. Die Minuten, die verstreichen während der Verlierer KO-geschlagen am Boden liegt, sind sehr lang. Auf einer einfachen Metallbahre wird er schließlich vom Feld getragen. Als es uns irgendwann genug ist und wir uns aus der überfüllten Arena herausschlängeln, sehen wir den Sieger des gerade gekämpften Matches Autogramme geben. Gestützt von seinem Manager, mit zitternden Knien, trüben Augen und nur gerade so noch auf seinen durchgedrückten Beinen stehend, begegnet er halb blind seinen Fans. Wenn der Gewinner in so einer Verfassung ist, wie sieht dann der Verlierer aus?

Thai Boxen, eine Grenzerfahrung, Bangkok, Thailand

In Bangkok komme ich zum ersten Mal in Thailand richtig an. Ich schlendere alleine durch die Straßen, schaue neugierig in die dunklen alten Läden hinein und lasse mich treiben. Ich verstehe diese Stadt. Ich weiß, wie ich mich von A nach B bewege und ich kann meinen Instinkten vertrauen. Die Menschen ignorieren mich und ich fühle mich sicher und selbstständig. Wenn ich will, kann ich alle meine Bedürfnisse in einem Radius von 100 Metern erfüllen. Wenn mich mein Entdeckungsdrang kitzelt, dann lege ich Kilometer zurück.

Eine Gasse in Chinatown, Bangkok, Thailand

Mit diesem Gefühl laufe ich durch Chinatown. Es wird immer wieder beim Drehen von Actionsequenzen in Filmen verwendet. So gut wie alles, was ich aus Filmen über diese Ecke kenne, relativiert sich. Die dunklen Gassen sind nicht aus sich selbst heraus gefährlich. In den Schatten der hohen Häuser passiert nichts anderes als das tägliche Leben. In den von Läden flankierten Gassen verkauft man alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Das Leben ist bunt und schnelllebig. Plastik türmt sich in den Ecken und Vespas bahnen sich ihren Weg durch das Getümmel. Von Chinatown aus mache ich mich auf den Rückweg. Alles Königliche lasse ich dabei jedoch aus, da der Eintritt horrend hoch ist und zu viele Menschen auf einem Ort zusammenkommen. Ich schlendere ausgiebig um den Royal Palace herum, besuche einen der hübschesten Tempel, den ich bisher in Thailand gesehen habe (Wat Arun) und bahne mir meinen Weg durch die hübschen kleinen Häuser der Höflinge. Sie sehen aus wie die Ställe eines französischen Palastes und sind mit ihren Klappläden ein wirklich pittoresker Hintergrund für das Treiben auf den Straßen. Zu meiner Überraschung mag ich Bangkok. Spart man Kho San Road aus (Partymeile für die Touristen), ist es sogar fast idyllisch.

Auch das ist Bangkok, Bangkok, Thailand

Nach einer knappen Woche in Bangkok suche ich mir den Weg zum Flughafen in strömendem Monsunregen. Als ich dort ankomme, bin ich nass bis auf die Haut. Zum Glück kühlt der Regen hier die Temperaturen nicht ab. Ich bin nass und warm, eine für mich ganz neues Gefühl.

 

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