Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Ich bekam mein Visum für Russland, kaufte meine Fahrkarte, hatte meine ersten wirklich großen Erfolge beim Abholen der Kleinsten im Kindergarten (Ausbruch von Begeisterung und Freude bei meinem Anblick), fand den Draht zum Mittleren und ging viel zu spät das erste mal Langlaufen. Pünktlich am 31. Januar kam meine Nachfolgerin und wurde von mir für den Rest der Woche eingearbeitet. Nun gut, und dann saß ich im Zug. Zack, bum, aus: Kapitel abgeschlossen.
Zum Abschied backte mir R. einen Kuchen und ließ die Kinder einen 10 Liter Kanken heraussuchen. Der Überlieferung nach hat das Kinderkomitee sich für diese Marke entschlossen, weil sie zu meiner Jacke passt und die Farbe herausgesucht, weil ich Magentarot bestimmt lieber mag als Lila. Ich bin für alles offen und tatsächlich bringt mich dieser minikleine und schlecht gepolsterte Rucksack, in den gerade einmal meine Kamera und eine Trinkflasche mit etwas Proviant passen, ins Grübeln. Der 25 Liter Rucksack ist einfach immer zu groß und zu schwer. Sollte ich ihn wegschmeißen?
Finnland war einfach schön. Gerade in dem letzten Monat bin ich richtig angekommen, habe das Eisschwimmen entdeckt und es mehrmals die Woche besucht. Ich war noch lange nicht fertig. Hier hätte ich es noch eine ganze Weile länger aushalten können. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so, dann habe ich ein Ziel, falls ich nach meiner Weltreise verzweifelt und depressiv in Deutschland herumhänge. Dann fliehe ich einfach in eine Hütte in Lappland und davor schau ich beim Sommerfest meiner Finnen vorbei. Schließlich muss ich so oder so in Helsinki umsteigen. Da kann ich auch die 10 Minuten nach Seutula pilgern und dann in einen Zug steigen.
Am letzten Tag gingen wir alle zusammen nach draußen in den Wald und picknickten mit Lagerfeuer, heißer Schokolade und Würstchen im Schnee. Ich schaute mir eine ganze Reihe von kleinen handwerklichen Tricks ab, die ich in der Zukunft beim Feuer bauen berücksichtigen könnte, sollte ich mir besondere Mühe geben wollen. Außerdem weiß ich jetzt, wie man ein Würstchen ohne Brot und Grill grillt und isst. Ha! Mal wieder fürs Leben gelernt! Auf dem Weg nach Russland roch ich noch stark nach Lagerfeuer. Diesen Geruch würde ich die ganze nächste Woche nicht aus meinen Kleidern bekommen.
Im Zug wurde ich von der tief stehenden Sonne geblendet, die Wälder lagen wie dünne Striche zwischen den weiß verschneiten Feldern und die Häuser wurden immer seltener. Alles war weiß, grau, grün oder blau. Raus aus dem politischen Europa: „Näkemin!“ (Auf Wiedersehn) und „привет!“ (Hallo) Russland. Ein bisschen traurig war ich schon.
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