Advent ist Advent ist Advent ist Advent. Ich verbringe den Dezember in Finnland. Da es noch zwei Monate dauern wird, bevor ich alle Inhalte von meinen Reisen bis hier her geteilt habe, habe ich beschlossen einmal pro Woche etwas über die Weihnachtszeit in Finnland zu schreiben. Das bedeutet, dass ich nicht mehr alles streng in chronologischer Reihenfolge erzählen werde. Diese Entscheidung könnte seltsam wirken, aber wer möchte über Weihnachtstraditionen im Februar lesen? Ich nicht. Es ist eine jener Situationen, in denen Timing wichtiger ist als Beständigkeit.
WIE DASS BEI MEINEN FINNEN MIT DEM ADVENTSKRANZ FUNKTIONIERT
Für mich gibt es nicht viel, was dem Advent in Deutschland gleichkommt. Es liegt in der Natur der Sache, dass im Dezember das Altbewährte und Vertraute einen besonderen Stellenwert bekommt. Schließlich soll Wärme und Vertrautheit, die Dunkelheit und Kälte des Winters vertreiben. Der Monat Dezember ist vollgepackt mit Weihnachtsfeiern, Weihnachtsmärkten, dem Adventskalender, Zimt, Keksen, Schokolade, Kerzen und Glühwein. Nirgendwo in Europa habe ich so schöne Weihnachtsmärkte gesehen wie in Deutschland und nirgendwo gibt es diese in einer vergleichbaren Zahl. Das Kunsthandwerk auf den meisten dieser Märkte ist hervorragend und der Baumschmuck einzigartig. Ich denke da besonders an die Nürnberger Federengel oder die kunstvoll geschnitzten Pyramiden in Wiesbaden. Die Fotos des Lichterdaches über dem Weihnachtsmarkt von Mainz, machen mich immer nostalgisch. Ich habe wunderbare Erinnerungen daran, mit Freunden und Mitbewohnern darunter stehend, das mühsam erarbeitete Studentengehalt zu verschmausen. Das war immer sehr heimelig.
Jetzt bin ich im Land des Weihnachtsmannes. Wirklich! Der wohnt hier. Zwar nicht genau dort, wo ich gerade lebe, hier in Vantaa, aber ungefähr da wo ich vergangenes Wochenende zu Besuch war, in Lappland auf dem Berg Korvatunturi, an der russischen Grenze. Der Weihnachtsmann gehört hier hin wie die Rosen in den Garten meiner Mutter. (Nicht eigentlich einheimisch, aber sorgfältig verankert.)
Die Finnen essen Rentiere zum Abendbrot! Das hätte ein Indiz für mich sein sein sollen. Vor allem, da sie Santas Transportmittel mit einer Selbstverständlichkeit essen, wie die Deutschen ihr Wild. Sie schaffen es mindestens so gut wie wir, dieses besondere Weihnachtsgefühl zu kreieren. Ich hatte mich unter anderem mit dieser Hoffnung für drei Monate in Finnland entschieden. Seit ich den ersten Advent in Rovaniemi (ein anderer Blogpost) verbrachte und deshalb das Tohuwabohu verpasste, welches dieses Ereignis umgab, kam meine erste Überraschung in Form des Adventskalenders. Hier gibt es, wie überall auf der Welt, endlose Variationen: den Bilderkalender, den Schokoladenkalender, den Süßigkeitenkalender, den Geschenkkalender... Fast alle Optionen sind in dem Haushalt, in dem ich mich gerade aufhalte, vertreten. Jedes Familienmitglied hat einen Bilderkalender. Alle hängen feinsäuberlich übereinander in der Küche. Die Erwachsenen haben außerdem jeder noch einen weiteren Süßigkeitenkalender. Die Kinder haben ebenfalls einen zweiten: den Hölzernenlkwgeschenksuchkalender. Zu lang? Der Hözerne-lkw-geschenk-such-kalender. Bis dato hatte ich noch nie von diesem Modell gehört.
Jeden Morgen tummeln sich die Kinder um ihn herum und öffnen ein Türchen. Zunächst zieht der Älteste der drei Kinder einen Zettel aus dem entsprechenden Fach heraus und liest ihn den anderen vor, da sie noch nicht lesen können. Der Zettel kommt direkt vom Weihnachtsmann und ist mit Santa unterschrieben. Dort steht, wo die Geschenke zu suchen sind und dann geht es los. Sie sind nicht groß, meistens sind es einfach ein paar Süßigkeiten, aber jeder Morgen im Advent ist wie Ostern und Weihnachten kombiniert. Cool, oder? Vielleicht ist das was fürs nächste Jahr?
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Diana (Saturday, 03 December 2016 18:12)
Liebe Isabelle, das ist mir auch ganz neu, daß es einen Zettel gibt, der einem sagt wo man sein Adventsgeschenkle, findet. Ich bin gespannt, was bei Euch gebacken wird.
Ich habe Hutzelbrot gemacht und Butter-Sle. Aber sonst nur meinen Keller und den Abstellraum von kapputten Elektrogeräten entrümpelt und zum Sondermüll gefahren.
Dir mit Deiner Familie viele schöne Sondereindrücke, aus der Heimat des Weihnachtmanns. Herzlichst, OMA.
Bella (Saturday, 03 December 2016 19:51)
Liebe Oma, mmmh, Butter-Sle! Gebacken wird hier regelmäßig und ich bin schon dabei die Rezepte zu sammeln. Das erste (zugegebenerweise sehr einfache) Rezept werde ich schon nächste Woche an alle weitergeben. Es ist banal aber ganz wunderbar! Vielleicht mache ich eine Runde Buttersle für meine Finnen nächste Woche! Vielen Dank für die Inspiration! Bella
Max (Saturday, 03 December 2016 21:25)
Hey Bella,
Rentier konnte ich tatsächlich auch schon mal probieren. Schmeckte für mich, wie du sagst sehr stark nach Wild. Wie war oder ist es für dich?
Hier in Glasgow und Edinburgh werden für die Adventszeit Weihnachtsmärkte errichtet die die heimischen sehr stark imitieren. Sie werden sogar 'German Christmas Markets' genannt. Ist schon irgendwie lustig. An den richtigen Ständen gibt's sogar authentische Bratwurstbrötchen! Nur leider stark überteuert.
Hast du's denn noch zum Kino Kabaret geschafft?
Hoffe dir geht's weiterhin gut. Genieß dein finnisches Weihnachten!
Allerbeste Grüße!
Bella (Sunday, 04 December 2016 09:39)
Lieber Max, jup, da war ich. :-) Ich bin mal gespannt wie das mit den Weihnachtsmärkten hier so ist. Ich war bis jetzt noch auf keinem offiziellen, mir wurde jedoch etwas angekündigt von "nur selbstgebasteltetem, du weißt schon, so typisch finnischem Zeug". Es war nicht als Werbung gemeint (oder ist es nur das typisch finnische Understatement?) ich werde mich überraschen lassen. :-) Liebe Grüße ins schöne Glasgow! Bella