EIN ERSTES RESÜMEE

English text
#fromwhereistand Rückblick.

Nach meiner ersten Woche unterwegs hatte ich ein erstes Resümee geschrieben. Als ich es schrieb, ebbte das High meines Trips zur Kurischen Nehrung noch in mir nach. Ich war erfüllt von dem Gefühl der Macht über mich selbst und meinen Erlebenissen. Seitdem hat sich viel verändert. Als Momentaufnahme ist es mir jedoch wichtig, voilá!

 

„Seid gut einer Woche reise ich nun alleine gen Osten. Es stellt sich heraus, dass dieses Abenteuer mir vielmehr über mich selbst offenbart als über die Kultur in dem Land, welches ich gerade bereise. Überaschen tut mich das nicht. Schließlich war das der Plan. Ich wollte unbedingt wissen wo meine Grenzen liegen bevor ich nach Russland einreise. Ich entdecke die Fremde in mir. Es ist eine ziemlich weite, ziemlich atemberaubende Landschaft (metaphorisch und tatsächlich) und ich bin regelmäßig high von dem Gefühl der absoluten Selbstbestimmung. Mir wird bewusst, dass ich dieses Gefühl gerade zum ersten Mal erlebe.

 

Neues Körpergefühl

Ich spüre Muskeln, die ich noch nie zuvor gespürt habe. Es ist kein schmerzhafter Muskelkater von Überforderung, eher das spürbare langsame Wachsen der Fasern bei dauerhaft steigender Forderung. Meine Haltung ändert sich. Ich stehe aufrechter, laufe mit weiteren Schritten und fühle mich größer. Mein Körper wird zu einem Werkzeug, das zu meiner Verfügung steht. Die Erschöpfung tritt viel später ein als erwartet. Ich bin viel präsenter und sehe mit Stolz meinen wachsenden Beinmuskeln zu. Meine Körperästhetik passt sich meinem neuen Ziel an.

 

Selbstwertgefühl

Nach nur einer Woche unterwegs habe ich bereits einige schwerwiegende Fehler gemacht. Ich habe Züge verpasst, mich überschätzt, alle meine Unterlagen verloren und dubiose Fahrkarten im Internet gekauft. Die daraus entstehenden Probleme waren ziemlich ernst und gingen weit über meinen Kopf. Probleme, die ich nicht alleine lösen kann, stellen eine Komplikation dar. Nur weil etwas kompliziert ist, heißt das noch lange nicht, dass es unmöglich ist. Die Gewissheit, dass ich was auch immer da komme, bewältigen kann, ist ziemlich berauschend.

 

Auftreten

Eine allein reisende Frau ist nirgendwo Normalität. Es ist überall kommentiert worden. Von mutig bis wahnwitzig wurde ich bereits alles genannt. Wenn ich mich bedroht fühle (fast nie) laufe ich entschiedener, meine Schritte werden größer, aber nicht schneller und ich atme langsamer. Am häufigsten tritt man mir jedoch mit völligem Unverständnis oder mit Beschützerinstinkt entgegen. Zwischen Alien und Baby fühle ich mich gleichermaßen unwohl. Meine Gegenüber wissen das oft nicht einzuordnen und meistens verabschiede ich mich dann mit einem freundlich und etwas hilflosen Lächeln.

 

Planungsansatz (ein paar zentrale Erkenntnisse)

Bei der Planung einer solchen Reise geht es nicht um mein eigenes Sicherheitsbedürfnis, sondern darum demjenigen, den ich besuche, genug Zeit einzuräumen, sich darauf einzulassen. Eine Woche im Voraus ist dabei das Minimum.“

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