DER PLAN.

Einen Plan gibt es und gibt es nicht. Einige große Ruhepunkte soll es geben – Russland, Delhi, Sydney. Noch ist mir unklar, wie ich über den Pazifik komme, aber auch das wird sich noch klären. Schließlich gilt es erst einmal die ungefähr 17.656 km bis Sydney zu bewältigen. Probleme werden bearbeitet, wie sie sich mir in den Weg stellen. Das Fliegen möchte ich vermeiden, nicht der Umwelt zuliebe (obwohl ein Bonus), sondern um die Zwischentöne zu erleben. Ich möchte sehen wie sich die Menschen verändern, wie sie sich anpassen an ihre Umgebung und wie die Landschaft sich wandelt. Ich möchte die Weite spüren und endlich begreifen "was die Welt im innersten Zusammenhält."

Ich werde alleine reisen: Rucksack, Zelt und Ich. Ich habe kein ausgiebiges Überlebenstraining absolviert, nicht gelernt eine Woche in der Wüste zu überleben, spreche noch kein Russisch, habe noch nicht zu jedem Land einen (wenn auch kleinen) Reiseführer gelesen, noch keine Visa beantragt und das mit den Reisepässen sollte auch dringend in die Gänge kommen. Das mit den Plänen ist bei mir so eine Sache... Ich finde es am tollsten, wenn Sachen einfach so passieren.

Es soll an der Ostseeküste von Deutschland über Polen, Russland, Litauen, Lettland bis nach Estland gehen. Von Tallinn aus geht es dann weiter nach Helsinki, von dort aus nach Sankt Petersburg und weiter nach Moskau. In einer dieser Städte würde ich gerne überwintern, Russisch lernen und anfangen, Dostojevski im Original zu lesen. Ich träume vom Zelten in Küstennähe und von lauten und lustigen Abenden beim Couchsurfen, von einem wilden Austausch mit Menschen allen Alters und aller Situationen über Europa und das Fremde, über das Reisen und die Heimat. Ich träume vom Erleben anderer Lebenswelten beim Wooven, dem bloßen Abenteuer, dem Überwinden von Ängsten und dem Gefühl wie sich panische Angst in Euphorie wandelt.

Moskau - New Delhi - Sydney: Wenn ich diese Etappen geschafft habe, dann schau ich, wie weit mein Geld noch langt und ob es eine Möglichkeit gibt, mein Budget aufzupeppen. Wenn ich in Sydney bin, muss ich klären, ob ich von dort "direkt" nach Süd-Amerika weiterreise, oder ob ich mir Zeit (und vor allem Geld) für Japan nehmen kann. Ich träume von einer segelnden Überfahrt, aber wie so viele meiner Vorstellungen ist auch diese erst vor Ort und im Moment realisierbar - oder eben nicht. In dieser Unplanbarkeit liegt die größte Unsicherheit sowie die größte Freiheit zugleich. Ich nehme mit, was sich mir anbietet und was nicht geht, macht mich nicht traurig. Das "Was wäre wenn" gibt es nicht...

Ich mache diese Reise auch um endlich schreiben zu können, schreiben zu müssen; um Sinn und Momentum zu kreieren; um festzuhalten, was mir zustößt. Hier. Öffentlich. Regelmäßig. Creative Non Fiction. Wer weiß, was daraus entstehen kann. Dieser Blog ist zunächst eine Materialsammlung, in der Momente, Gefühle, Geschichten und Menschen gesammelt werden, in der Hoffnung, dass am Ende ein zusammenhängendes Bild erkennbar wird. Mir stehen dabei Bild, Text und Ton als Kommunikationswege zur Verfügung. Mehr als Reisen zum Nachmachen vorzustellen, möchte ich auf dieser Seite vom Reisen erzählen. Nicht jeder muss eine solche Reise machen, aber jeder kann von so einer Reise lesen und im besten Fall lernen. Erst am Ende wird begreifbar, wo die Reise wirklich hinführte – womöglich wie bei einer guten Fernsehserie.